Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Umfrage und der Expertengespräche sowie eigener Erhebungen soll ein Stärken-Schwächen-Profil für die Tourismusstrukturen Nordzyperns erarbeitet werden. Im Anschluß daran wird die touristische Infrastruktur auf die Eignung bzw. Ausbaufähigkeit für den "neuen" internationalen Tourismus überprüft.
Als die am positivsten bewerteten Parameter gelten in Anlehnung an die Umfrage im April 1994 die Ruhe, Ursprünglichkeit und reizvolle, vielfältige Natur des Inselteils. Die Tatsache, daß noch kein Massentourismus herrscht sowie die bis jetzt weitgehende Vermeidung von Hotelburgen, wirken sich günstig auf die Einschätzung der Insel als Urlaubsort im Vergleich mit anderen Mittelmeerdestinationen aus. An zweiter Stelle rangiert die Gastfreundschaft. Die Aussage "Hier fühlt man sich noch als Gast und nicht als zahlender Tourist" verdeutlicht dieses. Für den Tourismus besonders günstig ist der Reichtum an historischen Stätten. Hinzu kommt, daß die Nebenkosten in Nordzypern für den internationalen Touristen niedrig sind (im April 1994 wurde dies durch den Verfall der TL noch begünstigt).
Durch die politische Nichtanerkennung konnte sich Nordzypern bislang dem direkten Einfluß multinationaler Konzerne oder Airlines entziehen. WILKINSON (1989) geht davon aus, daß vorallem insulare Kleinstaaten den Charakter von Dritte-Welt-Ländern haben und der Tourismus eine dominierende Rolle spielt. Südzypern muß bei dieser Betrachtung ausgeklammert werden, da das BSP größer als 2500 US $ pro Kopf ist. Dabei verweist er auf die Tatsache, daß "When a Third World Country uses tourism as a development strategy, it becomes enmeshed in a global system over which it has litlle control. The international tourism industry is a product of metropolitan capitalist enterprise" (WILKINSON 1989, S. 158). Nordzypern konnte sich folglich seine Entscheidungsbefugnisse vorbehalten.
Die Teilung der Insel hat sich auf die Entwicklung des Tourismus in folgender Weise positiv ausgewirkt. In Übereinstimmung mit MARTIN (1993) blieben bislang die größten Bausünden aus. Die Fehler von Varosha, Folgen eines harten Tourismus sind zwar in Südzypern wiederholt worden, doch "it is not too late for North Cyprus, whose environment received the protection of an accident of history during the critical period for Mediterranean tourist destinatins, to be saved" (MARTIN 1993, S. 344).
Die Mängel und Schwächen des Fremdenverkehrspotentials lassen sich in zwei Gruppen gliedern. Zum einen sind es Nachteile, die aus der politischen Situation resultieren, zum anderen sind es brancheninterne Defizite.
Die umständliche Anreise gilt als ein Kriterium, wonach Nordzypern dem internationalen Vergleich nicht standhalten kann. In Anlehnung an das Lill´sche Gesetz der Distanzempfindlichkeit (RUPPERT/MAIER 1970, S.18) wird vom Konsumenten versucht, Reisezeit und -kosten so gering wie möglich gehalten. Weiter entfernte Destinationen müssen daher größere Attraktionen bieten. Da dieses Problem in absehbarer Zeit nicht gelöst werden wird, muß Nordzypern versuchen, dieses Defizit auf andere Art und Weise zu kompensieren.
Einen weiteren negativen Aspekt stellt das Militär dar. Auch wenn sich der größere Teil der Touristen laut Befragungsergebnisse durch die Anwesenheit des Militärs bislang nicht gestört fühlt, so muß man dennoch in Anlehnung an SMERAL (1994) für die Zukunft mit einer zunehmenden Sensibilität rechnen. Er bezeichnet die "neue Touristengeneration" als sogenannte GEBE-Typen, wobei GEBE für Genuß und Bescheidenheit steht. Diese Touristen gehen "bescheiden" mit ihrer Umwelt um und entwickeln eine größere Empfindlichkeit gegenüber politischen Tatsachen. Zudem kommen aktivere Urlauber mit dem Militär eher in Kontakt als die reinen Strandurlauber.
In Nordzypern sind derzeit ca. 50.000 türkische Soldaten stationiert. Hinzu kommen noch die Truppen der UNFICYP (United Nations Peace-Keeping Force in Cyprus) sowie Türkisch-Zyprische Sicherheitskräfte (SOLSTEN 1993, S.211ff.). Besonders auffallend ist die Militärpräsenz zwischen Girne und Karaoglanoglu, westlich des Jasmine Court Hotels; entlang des Anfahrtsweges zum Acapulco Hotel (vom Hotelstrand hat man einen direkten Blick auf die Stacheldrahtzäune) (s. Foto 9); beim Dome Hotel (ein kleines Militärgelände grenzt direkt an); Besonders gravierend wirkt sich die Anwesenheit des Militärs in Varosha aus, der Hotelstrand des Palm Beach Hotels endet an militärischem Stacheldraht.
Aufgrund der Nichtanerkennung flossen bislang Entwicklungsgelder nur nach Südzypern. Ähnlich gestaltet es sich mit Anleihen aus dem Ausland. Die Hotelindustrie hatte wegen des Golfkrieges und dem damit verbundenen Rückgang der Touristenzahlen große Verluste zu verzeichnen. Es wurde Anfragen an Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien und die USA gerichtet, die marode Industrie zu unterstützen. Während alle anderen vom Golfkrieg betroffenenen Länder Finanzhilfe erhielten, bekam Norzypern nur Absagen (CT, Nr.26, S.1).
Die schlechte Finanzlage der Hoteliers macht sich deutlich in der Qualität vieler Häuser bemerkbar. Unzureichende Instandhaltung, geringe Investitionen in Sachgüter als auch in qualifiziertes Personal sind verantwortlich für den vergleichsweise niedrigen Standard.
Im folgenden soll eine umfassende Bewertung der Hotellerie vorgenommen werden.
Während des Geländeaufenthaltes wurde eine Primärerhebung aller Hotels durchgeführt. Hotels, die in den in Deutschland erhältlichen Prospekten aufgeführt sind, wurden einer besonderen Beurteilung unterzogen. Als Bewertungskriterien galten neben der Lage, der allgemeine bauliche Zustand, die Innenausstattung (Lobby), Sport- bzw. Unterhaltungsmöglichkeiten, die Anbindung an touristische Attraktionen und die Qualifikation des Personals. Die Qualität der Zimmer mußte bei der Analyse ausgeklammert werden, da eine Besichtigung nicht in allen Hotels möglich war. Um das Prädikat 5 Sterne zu erhalten, mußte ein Hotel in allen 6 Kategorien sehr gut bis gut abschneiden, für vier Sterne waren mindestens 5 Pluspunkte nötig. In einer Übersicht (s. Abb.17) werden die Ergebnisse den offiziellen Angaben des Ministeriums für Tourismus sowie der Reiseveranstalter in den Prospekten gegenübergestellt.
Die Prädikatisierung der Hotels durch das Tourismusministerium erfolgt nach folgenden Gesichtspunkten. Nach Fertigstellung eines Hotelkomplexes vergibt das Ministerium für Tourismus die Anzahl der Sterne. Als Kriterien gelten neben der zentralen Lage, die Innenausstattung, Sportangebote sowie das Vorhandensein eines Swimming-Pools. Die Vergabe von drei Sternen setzt zumindest einen Swimming-Pool voraus. Zentral gelegene Hotels und Strandhotels werden automatisch höher eingestuft als entlegenere Hotels z.B. in Catalköy. Da es kein regelmäßiges Bussystem in Nordzypern gibt und die Hotelshuttlebusse meist nur 2 bis 3 mal am Tag in Richtung Girne oder Gazimagusa verkehren, schlägt sich dies bei der Prädikatisierung nieder. Zentral gelegene Hotels können aufgrund ihrer Lage wiederum andere Mängel kompensieren. Außerdem werden Feriendörfer und Bungalowanlagen automatisch niedriger eingestuft als Hotels. Die Vereinigung der Hoteliers (KITOB, unter Leitung des Vorsitzenden Ismail Cetin) strebt eine Änderung des Klassifizierungsystems an, da u.a. bislang ein Hotel nur dann 5 Sterne erhielt, wenn es ein Casino hatte. Die Sternvergabe des Ministeriums birgt zahlreiche Mängel, außerdem entspricht die vom Ministerium für Tourismus veröffentlichte Übersicht über die Hotelklassifizierung nicht mehr den Tatsachen, da zwischenzeitlich einige Hotels Swimming-Pools gebaut haben oder andere Anlagen aufgrund mangelnder Instandhaltung, Qualitätseinbußen bei der Inneneinrichtung zu verzeichnen haben. Die Klassifizierung sollte daher mindestens einmal pro Jahr kontrolliert werden. Diese Tatsache spiegelt sich auch in der unterschiedlichen Sternvergabe der einzelnen Veranstalter wider. An ausgesuchten Beispielen soll dieser Sachverhalt demonstriert werden.
| Kategor. Region | |||
| Gazimagusa | |||
| Palm Beach Hotel | |||
| Salamis Bay Hotel | |||
| Park Hotel | |||
| Mimoza Hotel | |||
| Cyprus Gardens | |||
| Bogaz Hotel | |||
| Hotel View |
| Kategor. Region | |||
| Girne | |||
| Celebrity Hotel | |||
| Chateau Lambousa | |||
| Dome Hotel | |||
| Jasmine Court Hotel-App. | |||
| Olive Tree Feriendorf | |||
| Mare Monte Hotel | |||
| Dorana Hotel | |||
| Grand Rock Hotel | |||
| Deniz Kizi Hotel | |||
| Oskar Hotel | |||
| Club Lapethos | |||
| Hotel Liman | |||
| Acapulco Feriendorf | |||
| Ambelia Village | |||
| L.A.S. Holiday Centre | |||
| Hilarion Village | |||
| Bellapais Garden |
Die Tabelle verdeutlicht, daß die Hotels von den Veranstaltern und von der Verfasserin im Durchschnitt schlechter eingestuft wurden als von der offiziellen Behörde. Einer der Gründe ist, daß die behördlichen Prädikatisierungen vor längerer Zeit durchgeführt wurden und sich seitdem das Erscheinungsbild der Objekte erheblich gewandelt hat. Mängel in der Bausubstanz und Abnutzungserscheinungen im Bereich der Inneneinrichtung konnten in fast allen Hotels beobachtet werden. Die Serviceleistungen des Personals entsprechen meist nicht dem internationalen Standard (mangelnde Fremdsprachenkenntnisse, schlechte Ausbildung).
Im folgenden soll die eigene Vorgehensweise für die Prädikatisierung anhand zweier Objektbeispiele (Oskar Hotel, Park Hotel) näher erläutert werden.
Oskar Hotel (Girne)
1. Lage: ca. 2 km östlich von Girne am neuen Hafen,
Felsstrand,
keine schöne Umgebung (-)
2. Baulicher Zustand: Fassade bröckelt ab (s. Foto 9).(-)
3. Inneneinrichtung: schmuckloser Eingangsbereich, dunkle Flure, kein repräsentatives Büro (-)
4. Personal: freundlich, englischsprachig (+)
5. Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten: Tennisplatz, Volleyballplatz, Tischtennis, größter Swimming-Pool Nordzyperns (+)
6. Anbindung an touristische Attraktionen: Autovermietstation
direkt im Hotel, Shuttlebus nach Girne, gängige Inseltouren
im Hotel buchbar (+)
Park Hotel (Gazimagusa)
1. Lage: ca. 11 km von Gazimagusa entfernt, am Strand von Salamis gelegen (+)
2. Baulicher Zustand: (+)
3. Innenausstattung: schöner Eingangsbereich, Restaurant landestypisch gestaltet, Poolanlage großzügig (+)
4. Personal: nicht ausreichend qualifiziert (-)
5. Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten: Tennisplatz in schlechtem Zustand (-)
6. Anbindung an touristische Attraktionen: Shuttlebus nach Gazimagusa, gängige Inseltouren im Hotel buchbar (+)
Vorschläge, Hotels und Restaurants kundengerecht zu konzipieren, gibt KASPAR (1995).
Nordzypern muß sich um eine realistischere Bewertung der
Hotels bemühen. Dabei sollten Prädikatisierungsmaßstäbe
überdacht werden, um u.a. Kundenreklamationen vorzubeugen.
Ausbildungseinrichtungen (OTEM, EMU)
Die staatliche Hotel- und Tourismus-Schule OTEM (Otelcilik ve Turizm Egitim Merkezi) wurde vor 15 Jahren gegründet und untersteht dem Ministerium für Tourismus, Transport und Öffentlichen Dienst. Die Schulen befinden sich in Gazimagusa und Girne. Derzeit sind ca. 100 Schüler eingeschrieben, bei einer Anzahl von 10 Lehrern (Stand April 1994, Gespräch mit einem OTEM Angestellten). Fremdsprachen wie Deutsch und Englisch stehen auf dem Lehrplan ebenso wie die Einweisung in Rezeptionstätigkeiten, Bar- und Restaurantservice und eine Küchenausbildung. Seit 1992 ist die Ausbildungszeit von einem auf zwei Jahre ausgeweitet worden. Der Unterricht ist kostenlos, zusätzlich beziehen die Schüler ein Gehalt von durchschnittlich 200000 TL pro Monat (ca. 10,-DM, Stand April 1994).
Zwischenzeitlich haben 497 Schüler die OTEM Schule absolviert,
409 davon waren männlich (s. Anhang 10). Neben der deutlichen
Dominanz männlicher Kandidaten, fällt die geringe Gesamtanzahl
auf. Bei ca. 4200 Beschäftigten (Stand 1992) in der Branche
verfügen nur ca. 10 % über eine entsprechende Ausbildung.
Die restlichen Angestellten werden durch "training on the
job" eingearbeitet. Das Ausbildungsniveau muß außerdem
als niedrig eingestuft werden. An der Eastern Mediterranean University
(EMU) in Gazimagusa gibt es eine Fakultät für Hotel-
und Tourismusmanagement. Die Absolventen ziehen es aber in der
Regel vor, im Ausland zu arbeiten, da dort höhere Löhne
zu erwarten sind. Von insgesamt 148 Studenten, die bis Februar
1994 ihr Studium beendet haben, sind nur 15 in Nordzypern geblieben
(AKIS/WARNER 1994, S. 385).
Umwelt
Der Umweltschutz ist in Nordzypern in dreierlei Hinsicht wichtig. Zum einen ist die Erhaltung der Umwelt zur notwendigen Norm geworden, zum anderen muß den Bewohnern Nordzyperns der natürliche Lebensraum gesichert werden. Für die Zukunft des Tourismus spielt der Landschaftsschutz ebenfalls eine bedeutende Rolle. Die unbelastete Natur und die Ursprünglichkeit sind u.a. ein wichtiger Grund für den Besuch des Inselteils (vgl. Kap. 4.2.2). Durch die Teilung der Insel konnten, wie bereits erwähnt, die größten Umweltschäden (Bausünden) vermieden werden, doch in den letzten Jahren hat sich die Notwendigkeit eines aktiven Umweltschutzes herauskristallisiert. Erst 1989 wurde ein Umweltministerium (Icisleri, Köyisleri ve Cevre Bakanligi) eingerichtet (HAHN/WELLENREUTHER 1996). Die gravierendsten Probleme sind die Verschmutzung der Strände, die zunehmende Belastung des Meers durch Abwässer sowie die baulich bedingte Belastung der Umwelt. Die Verschmutzung der Strände wurde bereits in Kapitel 4.1.1 behandelt. Das Ökosystem des Meers wird durch Industrie- und agrarische Abfallstoffe sowie durch Hausmüll belastet. Hinzu kommen die Abwässer der Hotels. Deshalb ist es unbedingt notwendig, die Hotels an ein Kanalisationssystem anzuschließen. Besonders störend wirkt auf die Touristen der allerorts liegende Abfall. "One of the island´s most attractive and historic areas (Bellapais, Anm. der Verf.) is being blighted by piles of lorry-tipped rubbish" (CT, Nr.127, S.1).
Die Zersiedelung der Landschaft in Teilregionen stellt ein weiteres Problem dar, das hauptsächlich auf fehlende Planungskonzeptionen und wirkungslose Kontrollmechanismen zurückzuführen ist. Gerade beim Bau kleinerer Einheiten, werden die Vorschriften oft von den Gemeinden unterlaufen (MARTIN 1993, S. 367f.). Die ungesteuerte Bebauung auch auf fruchtbarem Boden oder am Hang des Pentadaktylosgebirges führt zu Nutzungskonflikten mit der Landwirtschaft und den Touristen, da die Schönheit dieser Region durch den Bau von Hotels Einbußen erleidet. Deshalb ist es nötig, zentrale Planungsvorgaben zu verschärfen, um eine harmonischere Bauweise zu sichern. Kritisch in dieser Hinsicht ist deshalb das von Asil Nadir geplante Großprojekt (Crystal Cove) westlich von Girne. "The hotel and related operations are expected to provide jobs for 1200 people" (CT, Nr. 127, S.1), das im Widerspruch zu den bei der Umfrage ermittelten Wünschen der Touristen steht ("Baustopp", "so erhalten", vgl. Kap. 4.2.2). Bedenklich ist auch die räumliche Konzentration touristischer Einrichtungen an Küstenabschnitten. Eine Verlagerung in einzelne Bergregionen würde u.a. zur Diversifizierung der Angebotspalette beitragen (Wandern, Mountainbiking...). Dafür müßten nicht unbedingt neue Hotels gebaut werden, kleine Herbergen an Etappenzielen wären vorerst ausreichend.
Daß der Staat in umweltpolitischer Hinsicht wenig Initiativen
zeigt und die Entwicklung des Tourismus Vorrang hat, verdeutlicht
der Versuch, ein renommiertes Unternehmen für den Bau einer
Hotelanlage auf der Karpas-Halbinsel zu gewinnen, einem Gebiet,
das eigentlich das Prädikat Nationalpark bekommen soll.
Zusammenfassung
Betrachtet man das oben beschriebene Fremdenverkehrspotential vor allem auch hinsichtlich seiner Entwicklungsfähigkeit, so läß sich deutlich feststellen, daß die Stärken Nordzyperns bei der naturräumlichen Ausstattung zu finden sind. Mängel und Entwicklungsbedarf bestehen sowohl bezüglich des gehobenen Berherbergungsgewerbes, als auch in der Ausstattung mit attraktiven Unterhaltungsmöglichkeiten. Das wichtigste Moment ist die Diversifizierung des Angebotes, das saisonverlängernde Impulse auslöst. Eine Ausweitung der Saison würde einen ausgeglicheneren Beitrag zur Wirtschaft bedeuten, neue umweltbelastende Neubauten könnten verhindert werden bei gleichzeitiger Erhöhung der Touristenzahlen.
Die touristische Infrastruktur, wie sie sich heute präsentiert, ist für den anspruchsvollen "neuen" Touristen nicht geeignet. Fehlende attraktive Unterhaltungsmöglichkeiten, geringe Exklusivität (Engpässe bei Wasser-/Stromversorgung) und ein wenig diversifiziertes Angebot, das zu sehr auf die türkische Kundschaft ausgerichtet ist, sind im internationalen Wettbewerb nicht konkurrenzfähig. OPASCHOWSKI (1989) warnt davor, daß Ferienanbieter, die ihre Angebote wegen der sich abzeichnenden Veränderung der Urlaubsgewohnheiten ausschließlich auf Billigprogramme und preiswerte Unterkünfte umstellen, langfristig ihre eigene Existenz in Frage stellen (OPASCHOWSKI 1989, S.157).
Das Wissen um das geänderte Urlaubsverhalten und die Analyse von Reisetrends sind wichtige Voraussetzungen für zielgerichtete, erfolgreiche Planungsstrategien. Da der Tourismus ein extensiver "Flächenverbraucher"ist, bedeutet er eine Gestaltung der Landschaft auf lange Sicht.
Im folgenden Kapitel sollen nun der ökonomische Stellenwert des Tourismus bzw. die fremdenverkehrsbedingten Wachstums- und Struktureffekte für Nordzypern untersucht werden, um die Entwicklungschancen der Branche anhand wirtschaftlicher Indikatoren zu bewerten, bzw. die Umsetzbarkeit und Realisation neuster Erkenntnisse in der Tourismusindustrie einzuschätzen. Ein Überblick über die Entwicklung des Tourismus wird vorangestellt.