Mannheimer Texte Online (MATEO)

Preisinger: Entwicklungschanchen des Tourismus in TRNC


7. Schlußbetrachtung

Ziel der Arbeit ist es gewesen, die Entwicklungschancen des Tourismus für die Türkische Republik Nordzypern zu untersuchen. Dabei wurden zwei Ansätze verfolgt. Zum einen sollten ausgehend von der vorhandenen touristischen Infrastruktur die möglichen Entwicklungschancen unter Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse im Bereich des Fremdenverkehrs aufgezeigt werden. Die Entwicklungsmöglichkeiten in Abhängigkeit vom ökonomischen Potential Nordzyperns wurden ebenfalls berücksichtigt. Der zweite Aspekt, dem im Rahmen dieser Untersuchung Bedeutung beigemessen wurde, war die Diskussion, ob der Fremdenverkehr für die Wirtschaft Nordzyperns tatsächlich, wie von offizieller Seite propagiert, als Wirtschaftspromotor gelten kann.

Aufgrund des schlechten statistischen Materials bedurfte es zahlreicher Primärerhebungen. Mit Hilfe der Gästebefragung wurden neben demographischen Daten, die Zufriedenheitsstruktur und Verbesserungsvorschläge ermittelt. Gästebefragungen geben auch im besten Fall nur Auskunft darüber, wer die jeweiligen Gäste, Nutzer, Kunden sind und können keine Tourismuskonzeption liefern (LOHMANN 1993, S.178). In Kombination mit der Expertenanalyse und der Untersuchung der touristischen Infrastruktur konnten Problemfelder erkannt und Entwicklungspotentiale aufgezeigt werden.

Abschließend kann man folgende Ergebnisse festhalten:

Die naturräumliche Ausstattung Nordzyperns stellt für den Tourismus und gerade für den "neuen", ökologisch sensibilisierten Touristen, eine günstige Ausgangslage dar. Aufgrund der politischen Isolierung konnten bislang die gröbsten Bausünden verhindert werden, ansatzweise sind aber auch hier Umweltschäden festzustellen. Die Nichtanerkennung Nordzyperns und die damit verbundene umständliche Anreise verhindert jedoch momentan, daß Nordzypern ein attraktives Zielgebiet für Kurzreisende wird.

Die Qualität der touristischen Infrastruktur Nordzyperns entspricht nicht dem internationalen Standard. Es bedarf großer Anstrengungen und Umstrukturierungsprozesse, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Eine genaue Wertbestimmung des Wirtschaftsfaktors Tourismus ist, wie gezeigt wurde, für Nordzypern nicht möglich. Sicher ist aber, daß die einseitige Förderung des Tourismussektors für die weitere Entwicklung des Inselstaates als fragwürdig erachtet werden muß. Eine Produktdiversifizierung innerhalb der Branche und die Förderung anderer Wirtschaftszweige sollte angestrebt werden. Chancen für eine positive Entwicklung sind nur dann gegeben, wenn statt auf kurzfristige Gewinnmargen zu bauen, einer langfristiger angelegten zukunfts- und umweltgerechten Konzeption der Vorzug gegeben wird.

Die seit Mitte des Jahres 1994 gegen Nordzypern verhängte Handelsblockade der EU im Bereich der Citrus- und Textilindustrie, zeigt die Bedeutung des Tourismus, da seine Entwicklung unabhängig von dem Embargo verläuft. Gerade für Nordzypern nicht ohne Bedeutung ist der politische Aspekt des Tourismus: "The political aspects of tourism are interwoven with its economic consequences. Thus, tourism is not only a continuation of politics, but an integral part of the world´s political economy. In short, tourism is, or can be a tool used not only for economic, but for political means" (VAN LIER/TAYLOR 1993, S.223).

Der "neue" Tourist bietet auf lange Sicht eine Chance für die Entwicklung Nordzyperns. Aufgrund seiner veränderten Ansprüche gerade hinsichtlich einer intakten Natur, sind die Verantwortlichen, um die Sicherung der wirtschaftlichen Existenz zu gewährleisten, gezwungen, früher oder später umweltverträgliche Konzepte zu erarbeiten und den Tourismus umzustrukturieren.


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