MATEO - Mannheimer Texte Online


Das Europa der Regionen

Disparitäten - Potentiale - Perspektiven

 

von Thomas Ott


1. Einführung

Im internationalen Vergleich erscheint uns die Europäische Union als eine Insel des Wohlstands und des Reichtums. Dennoch gibt es innerhalb der Union bedeutende regionale Unterschiede in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, die ich in meinem Vortrag näher beleuchten möchte.
Nach einigen methodischen Vorbemerkungen möchte ich zunächst einen Überblick zum Ausmaß und den Ursachen der regionalen Disparitäten innerhalb der EU geben, um daran anschließend einige theoretische Erklärungsansätze zu diskutieren. Im dritten Teil meines Vortrages betrachte ich das endogene Entwicklungspotential sowie die Regionalpolitik der EU. Abschließend möchte ich auf die absehbare Erweiterung der Union und die Folgen aus regionalpolitischer Perspektive eingehen.

2. Regionale Disparitäten in der EU

2.1 Methodische Vorbemerkungen

Empirische Aussagen über Ausmaß und Entwicklung räumlicher Disparitäten sind danach zu beurteilen, ob sie bezüglich der zugrunde gelegten Regionalisierung und der gewählten Indikatoren den wesentlichen Dimensionen des untersuchten Problems gerecht werden. Auch im politischen Prozeß wird die zunächst unbestimmte Zielsetzung der Erreichung von gleichwertigen Lebensbedingungen an konkrete, mehr oder weniger geeignete Indikatoren geknüpft.
Ein Indikator ist dabei mehr als eine bloße statistische Meßgröße. Er indiziert Aspekte eines komplexen Zusammenhanges, er ist also eine Teil- oder Ersatzmaßeinheit. Während die meisten ökonomischen Entwicklungsfaktoren direkt meßbar sind, sind die meisten Ziele der sozialen Entwicklung (Gesundheit, Bildung, soziale Gerechtigkeit, Wohlfahrt) weder übereinstimmend definiert noch direkt meßbar.
Erscheinungsformen und Ursachen regionaler Disparitäten können bei der Auswahl von Indikatoren nicht immer eindeutig abgegrenzt werden, da die meisten Komponenten in enger gegenseitiger Wechselwirkung stehen. Sie haben also gleichzeitig Ursache- und Wirkungscharakter. So läßt sich zum Beispiel mangelnde Innovationsfähigkeit nicht nur als Ursache, sondern auch als Folge wirtschaftlicher Stagnation interpretieren.
Bei der Auswahl und Bildung von Indikatoren sind die folgenden Kriterien zu beachten:
  • das Kriterium der Datenverfügbarkeit, weil auch das beste Maß nichts messen kann, wenn die Daten nicht in ausreichender Menge vorliegen;
  • das Kriterium der länderübergreifenden und intertemporalen Vergleichbarkeit, um historische Vergleiche und Trendanalysen zu ermöglichen;
  • das Kriterium der Konsistenz, Vollständigkeit und Verläßlichkeit der Daten;
  • das Kriterium der Validität, das sicherstellt, daß die ausgewählten Indikatoren in ein theoretisches Konzept passen und wirklich das messen, was sie messen sollen;
  • das Kriterium der begrifflichen Signifikanz, das anzeigt, ob der Indikator wirklich wichtige Aspekte erfaßt;
  • das Kriterium der Unterscheidungskraft, das sicherstellen soll, daß mit dem Indikator Unterschiede aufgezeigt werden können;
  • das Kriterium der Ausgewogenheit und Vermeidung von Doppelzählungen innerhalb einer Indikatorengruppe.
Neben den eigentlichen Indikatoren ist die Auswahl geeigneter Raumeinheiten, auf deren Basis die Daten verglichen werden sollen, von entscheidender Bedeutung. Ist das gewählte Raster zu weitmaschig, werden die eigentlichen räumlichen Disparitäten möglicherweise durch die Mittelwerte verdeckt; ist es zu engmaschig werden die Disparitäten überbetont. Die räumliche Ausprägung regionaler Ungleichgewichte ist somit nicht nur eine Frage der untersuchten Inhalte, sondern ebenso eng verknüpft mit dem Betrachtungsmaßstab.
Abb. 1: Maßstabsabhängigkeit der Analyse regionaler Disparitäten
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Quelle: WERNER (1996: 120)
Grundsätzlich soll die Regionalisierung einen Vergleich von deutlich voneinander unterscheidbaren Teilräumen eines Gesamtraumes ermöglichen. Eine solche Regionalisierung kann dabei entweder problem- oder theorieorientiert vorgenommen werden, d.h. entweder anhand von Indikatoren, die die Erscheinungsform des Problems zum Ausdruck bringen, oder anhand von Indikatoren, die etwas über die vermuteten Ursachen des Problems aussagen. In jedem Fall sollten die zu vergleichenden Räume einander im Rahmen des Gesamtraumes funktional zugeordnet sein.
Wie sieht nun die Realität einer Untersuchung der regionalen Disparitäten in der EU aus?
Der Mangel an einheitlichen bzw. harmonisierten Daten für die Staaten und Regionen Europas wird seit langem von Geographen, Raumplanern, Ökonomen und Sozialwissenschaftlern beklagt. Dies gilt für die EU und erst Recht für den europäischen Kontinent als Ganzes. Die Daten der ehemaligen DDR und der osteuropäischen Staaten sind für die Zeit vor den politischen Umwälzungen, von wenigen Ausnahmen in der Bevölkerungsstatistik abgesehen, nicht verwendbar. Auch die Daten von EUROSTAT, dem statistischen Amt der EU, weisen erhebliche Lücken in sektoraler und temporaler Hinsicht auf. Statistikbereiche, die zur Erfüllung der Aufgaben der EU-Kommission benötigt werden (insbesondere Agrar- und Arbeitsmarktstatistiken), haben dabei besondere Priorität. Doch auch die vorhandenen "harmonisierten" Daten können nicht vorbehaltlos übernommen werden, da sich hinter diesen Zahlen oft national unterschiedliche Erhebungsmethoden verstecken. Oftmals handelt es sich auch um auf Stichproben basierende Schätzungen der EU-Behörden.
Tab. 1: Systematik der Regionalstatistik des statistischen Amtes der EG
NUTS 0 NUTS 1 NUTS 2 NUTS 3
Belgien Régions

3

Provinces

11

Arrondissements

43

Dänemark -

1

 

1

Amter

15

Deutschland Länder

16

Regierungsbezirke

38

Kreise

445

Griechenland Groups of Development Regions**

4

Development Regions

13

Nomoi

51

Spanien Agrupacion de comunidades autonomas

7

Comunidades autonomas + Ceuta y Melilla

17+1

Provincias + Ceuta y Melilla

50+2

Frankreich Z.E.A.T + Departements d’outre-mer

8+1

Régions + DOM

22+4

Départements + DOM

96+4

Irland -

1

-

1

Planning regions/ Regional Authority Regions

9/8

Italien Gruppi di regioni**

11

Regioni

20

Provincie

95/103

Luxemburg -

1

-

1

-

1

Niederlande Landsdelen

4

Provincies

12

COROP-Regio’s

40

Österreich Gruppen von Bundesländern

3

Bundesländer

9

Gruppen von Politischen Bezirken

35

Portugal Continente + Regioes Autonomas

1+2

Comissaoes de Coordenacao Regional + Regioes Autonomas

5+2

Grupos de Concelhos

30

Finnland Manner-Suomi/ Ahvenanmaa

2

Suuralueet

6

Maakunnat

19

Schweden -

1

Riksomraden

8

Län

24

Großbritannien Standard Regions

11

Groups of counties**

35

Counties/Local authority regions

65

EUR 15***  

77

 

206

 

1031

**   Zusammenfassung für Zwecke von regio
*** Summenwerte für Frankreich und EUR12/15 ohne Departements d’outre-mer (DOM)
Quelle: EUROSTAT
Eine der Problemstellung angemessene Abgrenzung zu untersuchender Regionen stellt wie oben ausgeführt eine der Hauptschwierigkeiten bei der Untersuchung regionaler Disparitäten dar. Aus Gründen der Praktikabilität, d.h. mangels einer Alternative basiert mein Vortrag trotz methodischer Vorbehalte auf der "Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik" NUTS von EUROSTAT. Diese in Abstimmung mit den nationalen statistischen Ämtern vorgenommene Systematik unterscheidet mehrere hierarchisch aufgebaute Ebenen.
Die oberste Ebene (NUTS I) umfaßt 77 Gebietseinheiten. Dazu zählen beispielsweise die deutschen Bundesländer, die britischen Standard Regions oder die niederländischen Landsdelen. Luxemburg, Dänemark, Irland und Schweden werden jeweils als Ganzes zu NUTS I gerechnet.
Auf der mittleren Ebene (NUTS II) werden 206 "Hauptverwaltungseinheiten" unterschieden. Neben die deutschen Regierungsbezirke treten hier die französischen Régions de programme, die italienischen Regioni oder die spanischen Comunidades autónomas. Irland und Luxemburg werden wiederum als Einheit betrachtet.
Die unterste Ebene (NUTS III) bildet mit ihren 1031 Gebietseinheiten die am wenigsten vergleichbare Stufe der EUROSTAT-Statistik, da hier lediglich Daten aus der Bevölkerungsstatistik flächendeckend verfügbar sind. Dazu gehören u.a. die Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland, die Départements in Frankreich, die Grafschaften bzw. Metropolitan areas in Großbritannien, die Arrondissements in Belgien, die Planning regions in Irland, die Nomoi in Griechenland sowie die Provinzen in Italien und Spanien.
Die der EU-Statistik zugrundeliegende normative Regionalisierung ist aufgrund der genannten Kriterien als eher unbefriedigend zu bezeichnen. Zum Herausarbeiten von Gesetzmäßigkeiten ist es notwendig, funktionale bzw. analytische Regionen zu definieren. "Diese sind ... notwendig, wenn in Bezug auf bestimmte Variablen (z.B. Erzeugung der Wertschöpfung) eine begrenzte Mobilität auftritt, die von normativen Regionen nicht ausreichend erfaßt wird. So haben die Bundesländer Hamburg und Bremen bezogen auf die Einwohnerzahl eine zu hohe Wertschöpfung, da an deren Erwirtschaftung auch die Einpendler aus dem Umland beteiligt sind" (HERDA 1992: 726). Eine ähnliche Problematik zeigt sich auch im Fall des Ruhrgebiets, wo ein vergleichsweise homogener Wirtschaftsraum "durch das von administrativen Überlegungen des vergangenen Jahrhunderts geprägte System der Regierungsbezirke ... in drei Teile zerschnitten und regionalwirtschaftlich sehr verschiedenen Nachbarregionen zugeordnet wird" (SINZ 1991: 41). Hinzu kommen unüberwindbare Probleme durch die Neugliederung bzw. die Veränderung der zugrunde gelegten Gebietseinheiten, die die Bildung von Zeitreihen unmöglich macht.
Ich kann an dieser Stelle nicht weiter auf den Aufbau der Regionalstatistik von Eurostat und die damit verbundenen Probleme eingehen. Es ist jedoch festzuhalten, daß weder die Eingangs formulierten Erfordernisse in Bezug auf die Validität und Konsistenz der Indikatoren erfüllt noch eine zweckmäßige Abgrenzung der Untersuchungsregionen gegeben ist. Es bleibt einzig eine pragmatische Herangehensweise, die die geschilderten methodischen Unzulänglichkeiten vernachlässigt und zur Analyse der regionalen Disparitäten auf die vorhandenen Daten zurückgreift.

2.2 Ausmaß und Ursachen

Zur Beschreibung und Analyse der regionalen Disparitäten innerhalb der EU lassen sich eine ganze Reihe von Indikatoren heranziehen. Ich greife heute auf die drei Variablen Bevölkerungsverteilung, Wirtschaftskraft und Beschäftigung zurück.

2.2.1 Bevölkerung

Bereits die ungleiche räumliche Verteilung der Bevölkerung in Europa ist eine wichtige Determinante der disparaten wirtschaftlichen Entwicklung. Erstere ist gekennzeichnet durch den Gegensatz zwischen einer hohen Bevölkerungskonzentration in Zentral- und Nordwesteuropa und einer sehr geringen Bevölkerungsdichte in vielen Regionen Süd- und Nordeuropas. Während die Bevölkerungsdichte in der nordwesteuropäischen Megalopolis (Süd-England, Benelux-Staaten, Rhein-Ruhrgebiet) sowie in den Regionen um die großen europäischen Metropolen über 500 Einwohner pro Quadratkilometer liegt, erreichen viele Regionen Nord- und Südeuropas lediglich Werte unter 50 Einw./km².
Abb. 2: Bevölkerungsdichte 1995
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Quelle: EUROSTAT
Besonders im Fall der iberischen Halbinsel, aber ansatzweise auch in Italien zeigt sich eine Konzentration der Bevölkerung auf die küstennahen Räume. Neben den Hauptstädten wie Rom und Madrid treten die Regionen um die großen Hafenstädte wie Neapel, Genua, Barcelona, Valencia, Lissabon oder Porto hervor. In Frankreich ist deutlich die hervorgehobene Stellung der Ile de France gegenüber der Provinz zu erkennen. Die britischen Inseln sind durch ein Süd-Nord-Gefälle gekennzeichnet, das von einem schwächeren Ost-West-Gefälle überlagert wird. Höchste Verdichtungswerte zeigen sich hier in den Regionen um die großen Agglomerationen und Industriezentren wie Greater London, West Midlands, Merseyside und Greater Manchester. Ausgehend vom Verdichtungsraum an Rhein und Ruhr erstrecken sich in Deutschland zwei Verdichtungsachsen entlang des Rheins nach Süden (Rhein-Main, Rhein-Neckar, Oberrhein) und entlang des Nordrands der Mittelgebirge in den Süden der ehemaligen DDR. Daneben gibt es weitere Bevölkerungskonzentrationen um die großen Städte wie Stuttgart, München, Berlin oder Hamburg. Ebenfalls als Teil der nordwesteuropäischen Megalopolis treten die Randstad Holland und der Großraum Brüssel hervor.

2.2.2 Wirtschaftskraft

Die höchsten Werte der Wirtschaftskraft gemessen am Bruttoinlandsprodukt je Einwohner werden in den Regionen der europäischen Metropolen erzielt. An der Spitze liegen Hamburg (193% des EU-Durchschnitts), Brüssel (183%), die Ile de France (166%), der Regierungsbezirk Darmstadt (164%) und Luxemburg. Auf den weiteren Plätzen folgen Wien, Oberbayern, Bremen, Greater London und der Regierungsbezirk Stuttgart. Am unteren Ende der Skala liegen die griechischen Regionen Ipeiros und Westgriechenland (47%) sowie Centro in Portugal (50%) und Mecklenburg-Vorpommern mit 52%. Auch innerhalb der Einzelstaaten bestehen erhebliche regionale Differenzen. So liegt in Italien das BIP je Einwohner teilweise über 125% des EG-Durchschnitts (Lombardei 137%), während es im gesamten Mezzogiorno unter 75% liegt (Kalabrien 56%). In Frankreich und Großbritannien besteht ein deutlicher Gegensatz zwischen den Hauptstadtregionen (Ile de France und Greater London); in Spanien schwankt das BIP je Einwohner zwischen den beiden Extremen Andalusien und den Balearen. In Deutschland wird das traditionelle Nord-Süd-Gefälle in den alten Ländern von einem markanten Gegensatz zwischen Ost- und Westdeutschland überlagert.
Abb. 3: BIP pro Kopf Mitgliedsstaaten (KKS), regionale Minima und Maxima, 1993
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Quelle: EUROSTAT
Abb. 4: BIP pro Kopf nach Regionen (KKS), 1993
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Quelle: EUROSTAT
Bei der Interpretation der BIP-Werte sind jedoch die vorhin diskutierten methodischen Probleme zu beachten. Während der hohe Pendlerüberschuß Hamburg zur wirtschaftsstärksten Region Deutschlands macht, wird beispielsweise die niederländische Region Flevoland statistisch unterbewertet, da ein Großteil der Einwohner ihren Arbeitsplatz im nahegelegenen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln schnell erreichbaren Verdichtungsraum (Amsterdam) haben. Andere Verzerrungen ergeben sich im niederländischen Groningen und im schottischen Grampian. Die weit überdurchschnittlichen Werte basieren hier auf der Erdgas- bzw. Erdölförderung, deren volkswirtschaftlicher Nutzen diesen Regionen statistisch zugeordnet wird, obwohl die Wertschöpfung in Form von Beschäftigung oder Einkommen überwiegend anderen Regionen zugute kommt.
Abb. 5: Veränderung des BIP nach Regionen, 1983-93
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Quelle: EUROSTAT
Beim Wachstum des BIP im Zeitraum von 1983 bis 1993 ergibt sich ein völlig anderes Bild als beim BIP pro Einwohner. Vor allem die starke Zunahme in den Regionen der iberischen Halbinsel sowie in Finland und Irland fällt ins Auge. Daß für dieses außergewöhnlich hohe Wachstum nicht nur statistische Niveaueffekte verantwortlich sind, verdeutlichen die Werte für die süditalienischen Regionen. Hier weisen die Regionen mit niedrigem Pro-Kopf-BIP auch niedrige Zuwachsraten auf (z.B. Kalabrien 51%). In allen Regionen der alten Bundesrepublik zeigt sich ein unterdurchschnittliches Wachstum, ein Umstand der jedoch durch das sehr hohe Ausgangsniveau relativiert wird.

2.2.3 Arbeitslosigkeit

Die regionalen Unterschiede bei den Arbeitslosenquoten weisen eine extreme Spannbreite, von weniger als 4% (z.B. Luxemburg) bis hin zu mehr als 30% (z.B. Andalusien, auf. Auf nationaler Ebene treten insbesondere in Großbritannien, Deutschland und Italien interessante Verteilungsmuster zu Tage. So ist in Großbritannien ein deutliches Nord-Süd-Gefälle von Schottland, Nordirland und Merseyside, über Mittelengland und Wales, bis in die südenglischen Grafschaften zu beobachten. In West-Deutschland bestätigt sich ebenfalls das bekannte Nord-Süd-Gefälle mit dem Regierungsbezirk Stuttgart und Bremen als den beiden Extremen. Überdeckt wird dieses Nord-Süd-Gefälle durch die hohen Arbeitslosenquoten in den neuen Bundesländern. Auch für Italien ergibt sich die klassische Zwei- bzw. Dreiteilung in "reichen Norden", "armen Süden" und durchschnittliche Werte in Mittelitalien.
Abb. 6: Arbeitslosigkeit nach Regionen, 1995
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Quelle: EUROSTAT
Abb. 6: Veränderung der regionalen Arbeitslosenquoten, 1983-93
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Quelle: EUROSTAT
Die hohen Arbeitslosenquoten in den südlichen Regionen der EG stehen auch in Zusammenhang mit der demographischen Entwicklung. Die höheren Geburtenziffern führen hier zu einer schnelleren Zunahme der Erwerbspersonen als in der übrigen Gemeinschaft. Frauen sind generell stärker von der Arbeitslosigkeit betroffen als Männer. Zu differenzieren ist hierbei zwischen den großen Agglomerationen, wo viele Arbeitsplätze im Tertiären Sektor zur Verfügung stehen, und den traditionellen Industrieregionen, mit einem deutlichen Übergewicht des sekundären Sektors auf dem Arbeitsmarkt.

2.3 Theoretische Erklärungsansätze

Die in groben Zügen geschilderten regionalen Disparitäten innerhalb der EU lassen sich nur vor dem Hintergrund globaler ökonomischer Entwicklungstrends erklären. Diese Trends haben einerseits direkte Auswirkungen auf die Regionen Europas, zum anderen entwickeln die politischen und ökonomischen Entscheidungsträger in den Regionen verschiedene Anpassungsstrategien, um mit dem raschen Wandel Schritt zu halten. Im Überblick lassen sich die folgenden Rahmenbedingungen bzw. Entwicklungstrends nennen, die sich im räumlichen Gefüge Europas niederschlagen:
  • Die Globalisierung der Wirtschaft und eine Intensivierung der internationalen Arbeitsteilung.
  • Die Schaffung des Binnenmarktes und die weiter fortschreitende politische und ökonomische Integration der europäischen Staaten.
  • Der politische Umbruch in Osteuropa und die Vereinigung der beiden deutschen Staaten.
  • Die zunehmende Zentralisierung von ökonomischen Entscheidungen auf wenige multinationale Konzerne und damit wenige Metropolen.
  • Das Ende fordistischer Technologien und der Abbau unproduktiver Management- und Produktionsstrukturen (Stichwort: lean production).
  • Der Einsatz und die rasche Verbreitung neuer Informations- und Telekommunikationstechnologien.
  • Eine Prioritätenverschiebung innerhalb der Gesellschaften zugunsten von Umweltschutz und Freiraumsicherung.
  • Die Einschränkung der finanziellen Handlungsmöglichkeiten vieler Staaten (z.B. Staatsverschuldung).
Verschiedene Autoren haben versucht, die beschriebenen Entwicklungstendenzen bzw. ihre räumlichen Konsequenzen modellhaft zu skizzieren. Im folgenden soll ein kurzer Überblick über die wichtigsten Szenarien der räumlichen Entwicklung in Europa gegeben werden.

2.3.1 Die "Blaue Banane"

Als bekanntestes Raumbild hat sich die sogenannte "Blaue Banane" herausgebildet. Zumindest mittelfristig werden die heute schon wachstumsstarken und hochverdichteten Regionen vom Binnenmarkt besonders profitieren. Die Agglomerationsräume London, Randstad Holland, Brüssel, Rhein-Ruhr, Rhein-Main, Rhein-Neckar, Oberrhein, Basel/Zürich und Oberitalien (Mailand, Turin) wachsen demzufolge zu einer zentraleuropäischen Entwicklungsachse zusammen, deren Vorrangstellung durch den Kanaltunnel und die geplanten Alpentransversalen noch weiter gefestigt wird.
Das inflatorische Vorkommen der "Banane" in nahezu allen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Publikationen, die sich mit den räumlichen Folgen der europäischen Integration beschäftigen, verdeckt jedoch die Tatsache, daß es sich bei diesem eingängigen Bild ursprünglich um eine politische Aussage handelte. Roger BRUNET, Mitglied der französichen Raumordnungsbehöre DATAR, hatte dieses Bild aus seiner Untersuchung über die Attraktivität der europäischen Städte (BRUNET/DATAR 1989) abgeleitet und wollte damit die französische Regierung auf bestehende Defizite in ihrer Regional- und Raumordnungspolitik hinweisen. Nur so ist zu erklären, daß die wirtschaftsstarken und dynamischen Regionen um Paris und Lyon (Rhône-Alpes) bei diesem Bild ausgespart bleiben (SINZ 1992: 686). Die kritiklose Übernahme dieses Raumentwicklungsmodells hat darüber hinaus bereits eine Eigendynamik entfaltet, die das Wirken von politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern beeinflußt. SINZ (1992) spricht daher wohl zu Recht von einer self-fulfilling prophecy.
Den genannten Kernräumen stehen strukturschwache Peripherieräume gegenüber.
Abb. 7: Entwicklungszonen in Europa
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Quelle: SCHÄTZL (1993: 28)

2.3.2 Der europäische "sunbelt"

In Anlehnung an Entwicklungstrends in den USA wird häufig auf die Entstehung eines europäischen sunbelts verwiesen. Diese, durch wachsende Standortpräferenz zukunftsorientierter Wirtschaftszweige geprägte Zone, erstreckt sich entlang der Mittelmeerküste von Nordspanien (Barcelona) über das südliche Frankreich (Marseille, Nizza) bis zur norditalienischen Adriaküste. Neben der Verlagerung von Forschungseinrichtungen und Industriebetrieben spielen hier vor allem der Tourismus und die wachsende Zahl von Alterswohnsitzen eine wichtige Rolle.

2.3.3 Ökonomische Theorieansätze

Die Suche nach Erklärungsmustern für räumliche Differenzierungsprozesse stellt sowohl in der sozial- als auch in der ökonomischen Theorie ein kontrovers diskutiertes Forschungsfeld dar. Es existiert keine einzelne, allumfassende Theorie, die den komplexen regionalen Strukturwandel in den europäischen Regionen erklären könnte. Allerdings leisten einige Theorieansätze wesentliche Beiträge zum besseren Verständnis des regionalen Differenzierungsprozesses. Aus ökonomischer Sicht wären beispielsweise folgende Ansätze zu nennen:
  • neoklassische Wachstumstheorien,
  • polarisationstheoretische Ansätze,
  • Polarization-Reversal-Theorien,
  • die Theorie der langen Wellen.
Die Vertreter der neoklassischen Theorie sehen in der gleichgewichtigen Entwicklung aller Teilräume den Regelverlauf. Vereinfachende Annahmen (z.B. vergleichbare Infrastrukturausstattung der Regionen, freie interregionale Mobilität der Produktionsfaktoren) zugrunde gelegt, wird die interregionale Verteilungsgerechtigkeit durch schlimmstenfalls verzögert einsetzende Ausgleichskräfte des Marktes immer wieder "automatisch" erreicht. Interregionale Unterschiede der Faktorentgelte (Löhne, Gewinne) werden durch Faktorwanderungen (z.B. Arbeitskräftewanderungen), aber auch durch Handel ausgeglichen. Wirtschaftspolitische Eingriffe des Staates dienen also lediglich der Beschleunigung des Wirksamwerdens von ohnehin auftretenden Korrekturkräften (BARTELS 1978: 235).
Der Hauptvorwurf gegen die neoklassischen Modelle richtet sich gegen ihr Unvermögen, die in der Realität oft wachsenden regionalen Ungleichgewichte zu erklären. Dennoch haben die neoklassischen Theorieansätze eine große Bedeutung, "da die neoklassische Doktrin die Regionalpolitik vieler marktwirtschaftlich orientierter Staaten beeinflußt hat und noch heute prägt" (SCHÄTZL 1983: 323).
In polarisationstheoretischen Modellen spielt der Raum in Form von distanzbezogenen Kräften und strukturellen Unterschieden in der Ausstattung der Regionen mit Produktionsfaktoren eine wesentliche Rolle. Diese Kräfte haben eine differenzierende Wirkung auf ökonomische und gesellschaftliche Strukturierungsprozesse, die wiederum zu kumulativen Rückkoppelungsketten und somit zu sich selbst verstärkenden Pol-Peripherie-Gegensätzen hinführen (BARTELS 1978: 236). Zentrum und Peripherie stellen ein geschlossenes räumliches System dar, d.h. sie sind durch Abhängigkeitsbeziehungen miteinander verknüpft (SCHÄTZL 1983: 323).
Die Polarization-Reversal-Theorien erklären den räumlichen Differenzierungsprozeß innerhalb einer Volkswirtschaft in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand des Landes. Die Grundhypothese dieses Ansatzes besagt, daß sich im Laufe des langfristigen Entwicklungsprozesses Phasen räumlicher Gleichgewichte und Ungleichgewichte abwechseln. Da es sich dabei um sehr lange Zeiträume handelt, tragen die Polarization-Reversal-Theorien zum Verständnis des langfristigen Verlaufs der Raumentwicklung bei.
Nach FRIEDMANN (1966) lassen sich vier Stufen im Entwicklungsprozeß einer Volkswirtschaft unterscheiden. Ausgehend von einem präindustriellen Gleichgewicht mit unabhängigen Einzelsiedlungen, führt der Industrialisierungsprozeß zur Ausbildung von Zentrum-Peripherie-Strukturen, die in der postindustriellen Phase zu einem erneuten Gleichgewicht führen, das durch ein "interdependentes Raumsystem hoher hierarchischer Ordnung" (SCHÄTZL 1983: 324) gekennzeichnet ist.
Die auf Kondratieff und Schumpeter zurückgehende Theorie der langen Wellen liefert einen Erklärungsansatz für langfristige und großräumige Verschiebungen der ökonomischen Wachstumsdynamik in Europa. Die zentrale Aussage lautet, daß grundlegende technische Neuerungen – sogenannte Basisinnovationen – in zyklischen Abständen gehäuft auftreten und lange Wachstumsschübe auszulösen vermögen. Die Basisinnovationen bringen als Produktinnovation neue Wachstumsindustrien hervor. In der Vergangenheit lag der räumliche Konzentrationskern einer neuen langen Welle in der Regel entfernt von jenem des alten Zentrums. Ein wichtiger Gesichtspunkt dabei ist, daß die Kernregion der alten Welle nicht den Standortanforderungen der neuen Wachstumsindustrien genügen, etwa in bezug auf die Infrastruktur oder das Humankapital.
Abb. 8: Die Theorie der Langen Wellen
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Quelle: SCHÄTZL (1993: 30)

3. Regionale Entwicklungspotentiale

3.1 Endogene Leistungsfähigkeit

Lassen Sie mich nun einen Blick auf das endogene Entwicklungspotential der europäischen Regionen vor dem Hintergrund des anhaltenden Strukturwandels werfen. Als Indikator soll uns hierbei der Anteil der Beschäftigten in den verschiedenen Sektoren der Volkswirtschaft dienen.

3.1.1 Primärer Sektor

Die durch den primären Sektor (d.h. im wesentlichen durch die Landwirtschaft) geprägten Regionen Europas befinden sich erwartungsgemäß an der Peripherie der Union. Die höchsten Anteile des primären Sektors werden in Griechenland, Portugal, Spanien und Süditalien erreicht, wobei die Agglomerationsräume wie Lissabon, Madrid, Barcelona und Athen naturgemäß eine Ausnahme bilden. Desweiteren sind Irland, Finland und große Teile Frankreichs durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder Fischerei geprägt. Weitere Gebiete mit überdurchschnittlicher Bedeutung des primären Sektors finden sich im Südosten und Norden der Bundesrepublik, sowie in den Niederlanden und in Dänemark.
Abb. 9: Beschäftigte in der Landwirtschaft
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Quelle: EUROSTAT
Trotz einer weiterhin wachsenden Agrarproduktion in der EU, ist ihr Anteil am gesamten BIP insgesamt rückläufig. Die Bevölkerung des ländlichen Raumes hat unter einer Stagnation bzw. einem Rückgang der landwirtschaftlichen Einkommen zu leiden. Etwa 6,7% der Erwerbstätigen der Gemeinschaft sind im primären Sektor beschäftigt. Nach Schätzungen der EU-Kommission wird sich ihr Anteil bis 2010 um etwa die Hälfte verringern. Bereits heute gehen 37% der Landwirte der EU einer anderen Tätigkeit im Zu- oder Nebenwerwerb nach. Dieser Anteil wird zukünftig weiter steigen, da die Bedeutung außerlandwirtschaftlicher Sektoren wie Fremdenverkehr oder Industrie auch im ländlichen Raum zunimmt.
Die "gemeinsame Agrarpolitik" (GAP) der EU zählt zu den Politikfeldern, die sich besonders stark auf die Regionen auswirken. Sie ist die am weitesten entwickelte Gemeinschaftspolitik und verfügt über verhältnismäßig große Finanzmittel. Die Diskussionen um den Umbau der Subventionspolitik zeigen jedoch, daß sich in Zukunft die Schwergewichte eher in andere Sektoren verlagern werden

3.1.2 Sekundärer Sektor

Der Anteil der Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe schwankt auf Staatenebene zwischen durchschnittlich 27,4% (Dänemark) und 40,1% in der Bundesrepublik. Die Industrieregionen konzentrieren sich dabei im wesentlichen auf das Kerngebiet der EU, mit dem Ruhrgebiet als industriellem Herz Europas. Mit Ausnahme der Regierungsbezirke Oberbayern, Darmstadt und Lüneburg sowie der Bundesländer Bremen, Hamburg, Berlin und Schleswig-Holstein haben alle Regionen der (alten) Bundesrepublik ein Übergewicht im sekundären Sektor. Als weitere Industrieregionen kommen der Norden Portugals, Nordspanien, Norditalien, Ostfrankreich und das nordbelgisch-südniederländische Industrierevier sowie Mittel- und Nordengland hinzu.
Abb. 10: Beschäftigte im produzierenden Gewerbe
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Quelle: EUROSTAT
Grundlage des früh einsetzenden Industrialisierungsprozesses in Nordwesteuropa waren die hier vorhandenen reichhaltigen Steinkohlevorkommen. Sie waren die Basis für die Ansiedlung der Grundstoffindustrien und weiterer energieabhängiger Branchen, die ihrerseits weitere Industrien anzogen und somit industrielle Verdichtungen in den Kohlerevieren begünstigten. Bei den krisengeschüttelten altindustrialisierten Regionen unserer Tage handelt es sich im wesentlichen um genau dieselben Räume.
Die Wirtschaftsstruktur altindustrialisierter Regionen ist durch wachstumsschwache Industriezweige geprägt. Dabei ist "alt" nicht historisch, sondern im Sinne des Produktlebenszyklus zu verstehen. Alte Industrien sind danach solche, deren Produkte am Ende ihrer Entwicklung stehen und teilweise von anderen, neuen Produkten substituiert werden, so daß ihre Märkte ständig schrumpfen, während ihre Produktion technisch so problemlos geworden ist, daß sie zunehmend in kostengünstigere Regionen verlagert wird. Die Infrastruktur ist in den altindustrialisierten Regionen zwar quantitativ sehr weit ausgebaut, sie ist jedoch oft veraltet und qualitativ unzureichend bzw. lediglich auf die spezifischen Bedürfnisse der traditionellen Industrien ausgerichtet. Die einseitige Wirtschaftsstruktur spiegelt sich sehr oft auch in der Bevölkerungs- und Sozialstruktur der Region. Als wichtigster Engpaßfaktor gilt in diesem Bereich die fehlende, zu geringe, veraltete oder für neue Industrien ungeeignete Qualifikation der Arbeitskräfte.

3.1.3 Tertiärer Sektor

Die in fast allen EU-Regionen zu beobachtende Zunahme des Anteils der Beschäftigung im Tertiären Sektor spiegelt zum einen die Auswirkungen eines steigenden "Dienstleistungsinputs" in der Fertigungsindustrie als Folge von technologischem Wandel und Innovationen. Zum anderen handelt es sich jedoch auch um organisatorische Verlagerungen, da gewisse Dienstleistungen, die bislang innerhalb der Industriebetriebe erbracht wurden, verstärkt an externe Dienstleistungsunternehmen vergeben werden.
Abb. 11: Beschäftigte im tertiären Sektor
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Quelle: EUROSTAT
Bei den durch den tertiärten Sektor geprägten Regionen ergibt sich ein heterogenes Verteilungsmuster. Alle europäischen Hauptstadtregionen sind durch eine überdurchschnittliche Bedeutung des tertiären Sektors gekennzeichnet. Hinzu treten die vom Tourismus geprägten Regionen des "sunbelt" (z.B. die Balearen, die Algarve, Sizilien oder Kampanien), wobei sich insbesondere in den südfranzösischen Regionen auch die Ansiedlung von Forschungseinrichtungen und Firmen aus dem Bereich der unternehmensorientierten Dienstleistungen bemerkbar macht. Auch die bei den norditalienischen Regionen Valle d'Aosta und Trentino - Alto Adige profitieren vom Tourismus. In Anlehnung an den "sunbelt" spricht KEEBLE vom "skibelt" (1991: 59).
Die europäische Wirtschaft sieht sich einer doppelten Konkurrenz – mit den USA und Japan im Bereich der Hochtechnologie einerseits und mit den Schwellenländern bzw. Newly Industrialized Countries im Bereich der Massenproduktion andererseits – gegenüber. Diese Konkurrenz hat zu einschneidenden Veränderungen in traditionellen Industriezweigen (z.B. Rationalisierung, Einsatz neuer Technologien) und zur Entstehung völlig neuer Industriezweige (z.B. Computerindustrie, Gentechnik) geführt.
Die Unternehmen stehen dabei immer weniger in Konkurrenz zu anderen Unternehmen des eigenen Landes, vielmehr ergibt sich durch den Abbau der Handelshemmnisse ein europäischer bzw. globaler Wettbewerb. Parallel zur wachsenden politischen Zusammenarbeit entstanden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche große multinationale Konzerne, die beispielsweise durch ihre Standortpolitik einen erheblichen Einfluß auf das regionale Gefüge innerhalb eines Staates bzw. der EU ausüben können. Dabei stehen sich negative Effekte (z.B. Schließung bzw. Verlagerung unrentabler Produktionsstätten) und positive Effekte (z.B. Investitionen außereuropäischer Konzerne im Binnenmarkt) gegenüber.
Die Bedeutung ökonomischer Entwicklungstrends für die Entwicklung der Regionen der EU soll im folgenden am Beispiel des wirtschaftlichen Strukturwandels verdeutlicht werden. Von großer Bedeutung ist hierbei der schon angesprochene relative Rückgang des produzierenden Gewerbes und die anhaltende Verlagerung von Beschäftigung und Wertschöpfung in den Dienstleistungssektor. Der Strukturwandel sowie die internationale und interregionale Arbeitsteilung sind dadurch charakterisierbar, daß vor allem die arbeits- und bodenintensiven Güter im Entwicklungsprozeß von den höher entwickelten an die weniger entwickelten Volkswirtschaften und Regionen abgegeben werden.
Abb. 12: F&E-Personal/Arbeitskosten
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Quelle: RITTER/RUPPERT (1996: 103)
Die Abbildung zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen den Kosten einer Arbeitsstunde und dem Anteil der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung. Folgen wir der Produktlebenszyklushypothese, so ist zu erwarten, daß sich industrielles Wachstum in Griechenland und Portugal vorwiegend auf dem Niveau einfacher Fertigungen vollziehen wird, mit standardisierten Herstellungsverfahren, älteren Produkten, geringen Qualifikationsanforderungen an das Personal und zunehmender externer Abhängigkeit. Innovative Wachstumsentwicklungen sind dagegen eher in Frankreich und Deutschland zu erwarten, während einfache Fertigungen hier vielleicht verstärkt schrumpfen. Etwas allgemeiner formuliert, würde dies bedeuten, daß sich der Industrialisierungsgrad innerhalb der EU rein quantitativ nivelliert. Aus qualitativer Sicht werden sich allerdings die beschriebenen Zentrum-Peripherie-Unterschiede weiter verschärfen.

3.2 Die Regionalpolitik der EU

Wie reagieren die Organe der EU auf diese Situation?
Die verschiedenen Politikfelder der Europäischen Union wie Landwirtschaftspolitik, Regionalpolitik und Verkehrspolitik haben erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung in den Mitgliedsstaaten, Regionen und Städten Europas. Die EU selbst hat jedoch kein Mandat für eine eigenständige Raumordnungspolitik, obwohl dies aus meiner Sicht dringender denn je erforderlich wäre.
Die offiziellen Bemühungen um eine europäische Raumordnungspolitik lassen sich bis ins Jahr 1964 zurückverfolgen. Die parlamentarische Versammlung des Europarates machte damals in einem Beschluß auf die Notwendigkeit einer gemeinsamen Raumordnungspolitik zur Bewältigung der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Regionen Europas aufmerksam. 1970 fand in Bonn die erste europäische Raumordnungsministerkonferenz statt. Seitdem wurden solche Konferenzen alle zwei bis drei Jahre wiederholt, wobei jeweils unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte gesetzt wurden (KUNZMANN 1980: 29).
Im Jahre 1983 verabschiedeten die für Raumordnung zuständigen Minister der Mitgliedsstaaten des Europarates eine "Europäische Raumordnungscharta", die die Schwierigkeiten, die einer europäischen Raumordnungspolitik im Wege stehen auflistet (DREY 1992: 683):
  • die zahlreichen institutionellen und individuellen Entscheidungsträger,
  • die Besonderheiten der nationalen Verwaltungssysteme,
  • die unterschiedlichen sozioökonomischen Verhältnisse sowie
  • die Vielfalt der Umweltbedingungen.
Obwohl bereits die Römischen Verträge 1957 auf die Notwendigkeit einer harmonischen Entwicklung hinwiesen, hatte die Europäische Gemeinschaft den Aktivitäten des Europarates zunächst nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Erst seit 1975 verfügt die Regionalpolitik der EU über den "Europäischen Fonds für regionale Entwicklung" (EFRE), mit dessen Mitteln zum Abbau regionaler Disparitäten beigetragen werden soll. Daneben werden Finanzmittel aus dem "Europäischen Sozialfonds" (ESF) und dem "Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft" (EAGFL) an betroffene Regionen transferiert. Vor allem die Erweiterung der Gemeinschaft um ärmere Länder wie Griechenland, Portugal und Spanien in den 80er Jahren ließ es dann dringlich erscheinen, die Unterschiede in Entwicklung und Lebensstandard zu verringern. Damit wuchs auch der politische Wille, das Problem anzugehen. Ein Beleg dafür ist die Tatsache, daß die Haushaltsmittel der europäischen Kohäsionspolitik seit 1989 ständig an Umfang zugenommen haben. Heute ist der wirtschaftliche und soziale Zusammenhalt neben der Währungsunion als eine der politischen Prioritäten der Europäischen Union im Vertrag von Maastricht festgeschrieben.
Die Kohäsionspolitik der Union zielt darauf ab, die Entwicklungsunterschiede abzubauen, indem auf die wirtschaftlichen und sozialen Faktoren eingewirkt wird, die sie verursachen. In diesem Zusammenhang muß daran erinnert werden, daß die unausgewogene Entwicklung nicht nur den weniger fortgeschrittenen Regionen und den weniger wohlhabenden Bevölkerungsschichten selber schadet. Sie hemmt auch das Wachstum in der Union insgesamt. Die Unterschiede verhindern, daß das wirtschaftliche, technologische und menschliche Potential, das der Europäische Union zur Verfügung steht, optimal genutzt wird. Im Gegenzug dazu profitieren auch die Unternehmen der reicheren Regionen und Staaten von der durch die europäischen Zuschüsse angekurbelten Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen, da sich dadurch für sie neue Absatzmöglichkeiten eröffnen. Vorliegende Schätzungen ergeben, daß von 100 ECU, die in die Empfängerländer gehen, zwischen 30 und 45 ECU durch diverse Aufträge wieder in die Geberländer zurückfließen.
Aus dem Kohäsionsfonds werden große Infrastrukturprojekte im Verkehrs- und Umweltbereich direkt finanziert. Die Strukturfonds finanzieren dagegen eher Programme, die verschiedene Maßnahmen kombinieren, wie zum Beispiel bei der Förderung der Entwicklung eines bestimmten Gebiets. Diese Entwicklungsprogramme werden in den Mitgliedstaaten soweit wie möglich in Zusammenarbeit mit regionalen oder lokalen Behörden und den Sozialpartnern aufgestellt.
In den meisten Fällen wählt nicht die Europäische Kommission in Brüssel die konkreten Projekte aus, die durch die Strukturfonds kofinanziert werden. Diese Aufgabe fällt den nationalen oder regionalen Behörden zu, die für die Durchführung der Programme zuständig sind. Praktisch gesehen heißt dies, daß sich Projektorganisatoren, die um Finanzmittel nachsuchen, an die zuständigen nationalen oder regionalen Instanzen wenden müssen.
Abb. 13: Entwicklungsziele der EU Regionalpolitik
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Quelle: Europäische Kommission (1997)
Die Strukturfonds konzentrieren sich auf sechs Problembereiche bzw. Ziele. Regionen mit Entwicklungsrückstand, d.h. Regionen mit niedrigem Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf, bilden die erste Kategorie. Das sind die ärmsten Regionen der Union. Sie erhalten die meisten europäischen Subventionen (67,6% der Strukturfondsmittel). In der Sprache der Gemeinschaft werden sie als Ziel-1-Gebiete bezeichnet. Sie können sich auf ganze Länder erstrecken und befinden sich hauptsächlich in den Randgebieten der Union. Zu den Gebieten mit rückläufiger industrieller Entwicklung, den sogenannten Ziel-2-Gebieten, gehören die ehemaligen Steinkohle- und Stahlregionen (Lothringen, Ruhrgebiet, Piemont, Südwales usw.), aber auch andere Industriezentren mit Schwierigkeiten beim Strukturwandel, so u.a. aus der Textil-, Rüstungs- und Werftindustrie. Die ländlichen Gebiete unter Ziel 5b liegen in ärmeren ländlichen Regionen, die nicht unter Ziel 1 eingestuft werden können, da kein Gebiet gleichzeitig unter mehrere prioritäre Ziele der europäischen Regionalpolitik fallen kann. Die jüngste Erweiterung der Union führte zur Einführung einer neuen Kategorie: den Ziel-6-Regionen (0,5% der Strukturfondsmittel) mit riesigen, kaum besiedelten Landstrichen in Finnland und Schweden. Ironischerweise ist anzumerken, daß dieses Ziel als Zugeständnis an norwegische Subventionswünsche definiert wurde, was die Wähler beim Beitrittsreferendum jedoch nicht zu würdigen wußten.
Mittel, die sich auf das gesamte Unionsgebiet beziehen, werden im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit (Ziel 3), zum Schutz vor den Folgen des industriellen Wandels für die Beschäftigung (Ziel 4) und für Beihilfen zur Umstrukturierung von Landwirtschaft und Fischerei (Ziel 5a) eingesetzt.
Als Regionalpolitik i.e.S. lassen sich dabei die Ziele 1, 2, 5b und 6 bezeichnen. In den unter diese Ziele fallenden Regionen leben derzeit 51% der Bevölkerung der Europäischen Union, und diese Regionen erhalten etwa 86% der Gemeinschaftszuschüsse.
Eine institutionalisierte Regionalpolitik kann ihre Ziele jedoch nur dann verwirklichen, wenn sie auch die Rolle eines regionalen Koordinators für die übrigen Bereichspolitiken (z.B. Verkehrspolitik, Energiepolitik, Bildungspolitik, Gesundheitspolitik) übernimmt, die im Rahmen ihrer Fachplanungen über die öffentlichen Infrastrukturinvestitionen entscheiden. Diese Koordinierung der Politikfelder im Sinne eines vernetzten Denkens wird zwar von den verantwortlichen Politikern in Sonntagsreden immer wieder betont, in der Realität zeigt sich jedoch immer wieder eine mangelnde Abstimmung der einzelnen Politikfelder.
Neben der Regional- und Raumordnungspolitik auf europäischer Ebene ist in diesem Zusammenhang auch auf die grenzüberschreitende Kooperation in einigen europäischen Regionen zu verweisen. Als gelungene Beispiele seien hier die EUREGIO im deutsch-niederländisch-belgischen Dreiländereck oder die REGIO BASILIENSIS genannt. Zur besseren Durchsetzung ihrer Interessen schlossen sich bereits in der Vergangenheit Regionen aus verschiedenen Ländern zusammen. Zu denken ist hier beispielsweise an die vom ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Späth initiierte Zusammenarbeit der "Motoren Europas" Baden-Württemberg, Lombardei, Katalonien und Rhône-Alpes.

4. Die (Ost-) Erweiterung der EU

4.1 Lehren aus dem Beitritt der neuen Bundesländer

Die Regionen der ehemaligen DDR waren zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung einerseits durch große Industriekombinate mit sehr geringer Produktivität gekennzeichnet, andererseits durch einen Agrarsektor, der aus sehr großen und übermäßig spezialisierten Produktionseinheiten mit einer im Vergleich zur EU weitaus niedrigeren Produktivität bestand. Gemessen am westlichen Standard zeigt sich ein unterentwickelter Dienstleistungssektor und eine mangelhafte und veraltete Infrastrukturausstattung. Mit dem Beitritt zur EU wurde die ostdeutsche Wirtschaft einem beispiellosen Wettbewerbs- und Anpassungsdruck ausgesetzt, der sich in Massenentlassungen und Betriebsstillegungen niederschlug.
Abb. 14: Pro-Kopf-BIP der neuen Bundesländer im Vergleich zur EU
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Quelle: EUROSTAT
Nach dem die anfängliche Wiedervereinigungseuphorie verflogen war, wurde deutlich, daß die ostdeutschen Regionen dem unteren Drittel der EU-Regionen zuzurechnen sind. Die Wirtschaftsleistung lag 1989 bei etwa 69% des Durchschnitts der EU-Regionen. In ihrer Förderbedürftigkeit durch die Strukturfonds wurden die neuen Bundesländer daher mit jenen (südeuropäischen) Regionen gleichgestellt, deren Bruttosozialprodukt unter 75% des EU-Durchschnitts liegt.
An den (finanziellen) Problemen der deutschen Wiedervereinigung läßt sich ansatzweise ablesen, welche Entwicklungsunterschiede zwischen den ehemaligen RGW-Staaten und den Ländern der EU bestehen. Die osteuropäischen Reformstaaten wie Ungarn, die Tschechische Republik und Polen erhoffen sich einen wirtschaftlichen Aufschwung durch einen schnellen EU-Beitritt. Demgegenüber befürchten vor allem die südlichen EU-Mitgliedsstaaten eine Reduzierung der regionalen Fördergelder zugunsten der osteuropäischen Staaten.

4.2 Das Potential der Beitrittskandidaten

Die wirtschaftliche Entwicklung Osteuropas seit dem Zweiten Weltkrieg unterschied sich grundsätzlich von der in den westeuropäischen Marktwirtschaften. Die sozialistische Planwirtschaft führte in den RGW-Staaten zu einer Konzentration der Investitionen in und um das jeweilige nationale Zentrum. Die regionalen Disparitäten sind daher in den ehemals sozialistischen Staaten mindestens ebenso gravierend wie in den Staaten Westeuropas. Trotz der Betonung der Hauptstädte als nationale Verwaltungszentren erlangte der tertiäre Sektor hier jedoch nicht die Bedeutung wie in den westlichen Metropolen.
Der Einsatz von Hochtechnologie blieb in den sozialistischen Staaten im wesentlichen auf den Rüstungssektor begrenzt. Trotz der niedrigen Lohnkosten werden in den veralteten Industriebetrieben Konsumgüter i.d.R. zu höheren Kosten hergestellt als in den ostasiatischen Schwellenländern. Zur Eingliederung der osteuropäischen Volkswirtschaften in die europäische Wirtschaft, zur Verbesserung der Telekommunikations- und Verkehrsnetze, zur Reduzierung der Umweltbelastungen und zur Verbesserung der Wohnungssituation werden erhebliche Kapitalmengen benötigt.
Die marktwirtschaftliche Öffnung der osteuropäischen Länder hat bislang nur sehr wenige räumliche Entwicklungsimpulse in der EU bzw. Deutschland ausgelöst. Die anfängliche Euphorie wich einer eher skeptisch-abwartenden Haltung. Im Vergleich zu den gesamten Auslandsbeziehungen der deutschen Wirtschaft – und erst recht der übrigen EU-Staaten – nimmt der Handel mit Osteuropa immer noch eine marginale Stellung ein.
Tab. 2: Das Potential der Beitrittskandiaten
EU Jährliches Wachstum des BIP in % BIP in jeweiligen Preisen, Mrd KKS BIP je Einwohner in KKS als Index (EU = 100)
2,4 6.434,3 100
Beitrittskandidaten 5,2 589,1 32
Bulgarien 2,1 35,4 24
Estland 4,3 5,8 22
Lettland -0,8 7,9 18
Litauen 3,0 15,3 24
Polen 7,0 205,2 31
Rumänien 7,1

94,3

24
Slowakei 7,0

37,8

41
Slovenien 4,1 20,3 59
Tschechische Republik 4,2 101,8 57
Ungarn 1,5 65,4 37
Zypern 5,8 : :
Quelle: EUROSTAT
Das Pro-Kopf-BIP der Beitrittskandidaten erreicht 32% des EU-Durchschnitts. Während die baltischen Staaten sowie Bulgarien und Rumänien weniger als ein Viertel des EU-Durchschnittswertes aufweisen, erreichen Slowenien und Tschechien fast 60 Prozent. Die Slowakei, Ungarn und Polen folgen mit 41, 37 und 31 Prozent. Die jährliche Wachstumsrate des BIP aller 11 Beitrittskandidaten beträgt mit 5,2% mehr als das doppelte der EU-Rate (2,4%).
Die Zahlen machen deutlich, daß sich das regionale Gefälle durch den in Aussicht genommenen Beitritt der osteuropäischen Staaten dramatisch verstärken wird. Viele bislang förderfähige Gebiete in den alten EU-Staaten werden nicht länger von den Zahlungen der Strukturfonds profitieren können, eine völlige Neuorganisation der Regionalpolitik wird erforderlich.

5. Zukunftsperspektiven

Angesichts der bereits jetzt vorhandenen Disparitäten und den absehbaren Effekten des Beitritts der osteuropäischen Staaten stellt sich die Frage nach der Einheit und dem Zusammenhalt der Europäischen Union.
Betrachtet man die letzten zehn Jahre, so haben die Unterschiede innerhalb der Union abgenommen, stagniert oder zugenommen – je nachdem, welche Ebenen man vergleicht. Zwischen den Staaten war in den vergangenen 10 Jahren eine eindeutige Konvergenz der Volkswirtschaften zu verzeichnen. Zwischen 1986 und 1996 gelang es den vier ärmsten Ländern der Europäischen Union – Griechenland, Portugal, Spanien und Irland – ihr Pro-Kopf-Einkommen von 2/3 auf 3/4 des Gemeinschaftsdurchschnitts zu steigern. Das deutlichste Beispiel für den wirtschaftlichen Aufholprozeß ist zweifellos Irland. Dort ist das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner von 64% des Gemeinschaftsdurchschnitts im Jahr 1983 auf 90% im Jahr 1995 angestiegen.
Zwischen den Regionen dagegen scheint die Kluft unüberbrückbar zu sein. Im gleichen Zeitraum 1986-1996 stieg das Pro-Kopf-Einkommen der 25 am wenigsten wohlhabenden Regionen der Union nur von 53% auf 55% des Gemeinschaftsdurchschnitts. Gleichzeitig konnten die 25 reichsten Regionen ihren Vorsprung noch leicht ausbauen (von 140% auf 142% des Durchschnitts).
Angesichts der bevorstehenden Osterweiterung der EU steht die europäische Regionalpolitik somit vor schier unüberwindlichen Herausforderungen, die nur durch eine tiefgreifende Umstrukturierung der bisherigen Fördermaßnahmen bewältigt werden können. Um die EU-Kommissarin Monika Wulf-Mathies aus dem SPIEGEL von letzter Woche zu zitieren: "Wenn die Schwächsten in Zukunft keine Einbußen erleiden sollen, sondern die Förderung auf sie konzentriert wird, müssen wir praktisch allen Reicheren etwas wegnehmen, also auch bisher begünstigten Industrieregionen und ländlichen Gebieten in den alten Bundesländern."

6. Literatur

  • BARTELS, D. (1978): Raumwissenschaftliche Aspekte sozialer Disparitäten. Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft 120 (2), S. 227-242.
  • BRUNET, R./DATAR (1989): Les Villes Européennes. Rapport pour le DATAR (Délégation à l'aménagement du Territoire et à l'Action Régionale), Paris/Montpellier.
  • DREY, F. (1992): Europäische Raumordnungspolitik. Kompetenzen, Konzepte, Konferenzen. Geographische Rundschau 44 (12), S. 682-685.
  • Europäische Kommission, Generaldirektion XVI (1997): Die Europäische Union. Regionalpolitik - Fördergebiete, Brüssel.
  • Europäische Kommission, Generaldirektion Regionalpolitik und Kohäsion (1996): Erster Bericht über den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt 1996, Brüssel.
  • Europäische Kommission (1995): Europa 2000+: Europäische Zusammenarbeit bei der Raumentwicklung, Brüssel.
  • EUROSTAT, Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften (1997): Regionen: Statistisches Jahrbuch 1996, Luxemburg.
  • FRIEDMANN, J. (1966): Regional Development Policy: A Case Study of Venezuela, Cambridge/London.
  • GANS, P. (1992): Regionale Disparitäten in der EG. Geographische Rundschau 44 (12), S. 691-698.
  • HERDA, F.-J. (1992): Statistische Grundlagen für regionalwissenschaftliche Analysen in EG und EFTA. Geographische Rundschau 44 (12), S. 724-726.
  • KEEBLE, D. (1991): Core-Periphery Disparities and Regional Restructuring in the European Community of the 1990s. In: BLOTEVOGEL, H.H. (Hg.): Europäische Regionen im Wandel. Strukturelle Erneuerung, Raumordnung und Regionalpolitik im Europa der Regionen. Duisburger Geographische Arbeiten 9, Dortmund, S. 49-68.
  • KUNZMANN, K. (1980): Regionale Disparitäten in Europa und europäische Raumordnungskonzeptionen. Geographie und Schule 5, S. 22-32.
  • OTT, Th. (1993): GIS in der Anthropogeographie. Regionale Disparitäten und Städtesystem in Europa. Materialien zur Geographie 22, Mannheim.
  • RITTER, W. / R. RUPPERT (1996): Wirtschaftsgeographie der Europäischen Union, Nürnberg.
  • SCHÄTZL, L. (Hg.) (1993): Wirtschaftsgeographie der Europäischen Gemeinschaft, Paderborn.
  • SCHÄTZL, L. (1983): Regionale Wachstums- und Entwicklungsstrategien. Geographische Rundschau 35 (7), S. 323-327.
  • SINZ, M. (1991): Entwicklungsstand und Entwicklungsdynamik von Regionen im europäischen Binnenmarkt. In: BLOTEVOGEL, H.H. (Hg.): Europäische Regionen im Wandel. Strukturelle Erneuerung, Raumordnung und Regionalpolitik im Europa der Regionen. Duisburger Geographische Arbeiten 9, Dortmund, S. 29-47.
  • SINZ, M. (1992): Europäische Integration und Raumentwicklung in Deutschland. Geographische Rundschau 44 (12), S. 686-690.
  • WERNER, M. (1996): Entwicklungdynamik und ihre Ursachen. Probleme der Analyse räumlicher Prozesse am Beispiel der Bevölkerungsentwicklung im Rhein-Neckar-Raum. In: LENTZ, S. / R. LUKHAUP / Th. OTT / F. SWIACZNY (Hg.): Beiträge zur geographischen Methode und Landeskunde II. Gedenkschrift für Rainer Joha Bender. Mannheimer Geographische Arbeiten 44, Mannheim, S. 119-137.

 


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