Thomas Ott: Ein interaktives Modell zum Flächennutzungswandel im Transformationsprozeß am Beispiel der Stadt Erfurt

dörfliche Vororte


Die Dörfer Möbisburg, Bischleben, Rhoda, Schmira, Bindersleben, Marbach, Gispersleben und Dittelstedt wurden 1950 nach Erfurt eingemeindet, wodurch sich das administrative Stadtgebiet auf 106 km² nahezu verdoppelte und die Einwohnerzahl um 6,3 % anstieg. Aufgrund der nicht vorhandenen Suburbanisierung erhielt sich bis zur Wiedervereinigung ein dörfliches Ortsbild.    
     
Fallbeispiele Bindersleben und Marbach
     
Marbach und Bindersleben (vgl. Abb. 54) zählen zu jenen 8 Stadtteilen, die am 1.7.1950 nach Erfurt eingemeindet wurden. Während die jüngere Entwicklung Marbachs vorwiegend durch den Wohnungsbau gekennzeichnet ist, spielt in Bindersleben die Gewerbeansiedlung rund um den Flughafen die tragende Rolle.    
     
Südlich des Flughafens Erfurt-Bindersleben entstanden in den letzten Jahren die ersten Bauabschnitte eines 14,5 ha umfassenden Büro- und Gewerbeparkes "AIRFURT" (vgl. Foto 19). Bis Ende 1996 war jedoch nur ein geringer Teil der 240.000 m² Bürofläche belegt und nur ein Bruchteil der versprochenen 8.000 Arbeitsplätze angesiedelt (vgl. FAZ 1996b). Als Ursachen dieser Entwicklung sind neben dem generellen Überangebot an Büroflächen die vergleichsweise hohen Preise, die große Entfernung zur Innenstadt sowie die schlechte innerstädtische Verkehrsanbindung zu nennen.  
Büropark "Airfurt"
     
Am westlichen Ortsrand soll ab 1997 unter städtischer Regie mit den Erschließungsarbeiten für einen Technologie- und Innovationspark (57 ha) begonnen werden. Hier sollen vor allem technologieorientierte Unternehmen sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen angesiedelt werden. Von privaten Investoren wird derzeit ein weiterer Gewerbepark von 14 ha Größe errichtet. Allen drei Projekten ist die verkehrsgünstige Lage am Flughafen und die Anbindung an die geplante A71 (Schweinfurt-Magdeburg) gemeinsam. Da in Bindersleben nur vereinzelte Wohnhausneubauten erfolgten und keine nennenswerte Zuwanderung erfolgte, war auch zuletzt nur ein leichter Bevölkerungsanstieg zu beobachten.   Abb. 54: Flächennutzungswandel im Westen der Stadt Erfurt 1995-1996
Quelle: eigene Erhebungen
     
Der Flughafen hat, abgesehen vom Charterflugverkehr, bislang "nur regionale Bedeutung, stellt jedoch gerade für Geschäftsleute einen wichtigen Standortfaktor dar. (...) Nach einer Erhebung der HBS Consulting Partners [vgl. HBS Consulting Partners 1992, Th. O.] wird sich der Flughafen aufgrund mehrerer Einflußfaktoren nur unterdurchschnittlich entwickeln und seinen regionalen Charakter behalten" (MAIER/SCHALLER 1994, S. 10).    
     
Im Stadteil Marbach entstehen derzeit etwa 520 Wohneinheiten, überwiegend in Mehrfamilienhäusern. Über die Jahrtausendwende hinaus, sind weitere 1.740 Wohnungen in ein- bis dreigeschossiger Bauweise auf 90 ha Baufläche vorgesehen. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt auf die landschaftliche Attraktivität des Ortes am Fuße der Alacher Höhe zurückzuführen. Die Einwohnerzahl erhöhte sich zwischen 1990 und 1995 um 13,0 %, wobei das stärkste Wachstum im Zusammhang mit der Fertigstellung der ersten Häuser erst im letzten Jahr einsetzte (vgl. Tab. 33). Nach Fertigstellung der Neubauten ist mit einer Verfünffachung der Bevölkerung auf über 5000 Einwohner zu rechnen    
     

   
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